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Sturzfolgenprophylaxe in der Pflege: Senior Consultant Paul Grams im Interview

Stürze und schwere Sturzfolgen gehören zu den Gründen, wieso sich der Pflegezustand eines Bewohners drastisch verschlechtern kann. Fast ein Drittel der 65-Jährigen und Älteren sowie die Hälfte der 80-Jährigen und Älteren stürzen jährlich mindestens einmal. Schätzungsweise kommt es zu rund 5 Millionen Stürzen älterer Menschen pro Jahr.¹

Wir sprechen heute mit Paul Grams, dem Senior Consultant für Pflegeprozesse und –technik der Hermann Bock GmbH, über die Ursachen von Stürzen, Maßnahmen und Hilfsmittel zur Sturzfolgenprophylaxe.

Herr Grams, was sind eigentlich klassische Ursachen für Stürze?

Grams:Die Ursachen sind vielfältig. Auf der einen Seite nehmen die Sturzgefahr und die Anzahl der Stürze mit steigendem Alter zu. Das liegt daran, dass durch den Alterungsprozess kognitive Fähigkeiten nachlassen. Die Sehkraft wird über die Jahre beeinträchtigt und die Leistungsfähigkeit der Muskeln nimmt ab. Hinzu kommt, dass sich im Alter die Knochendichte verringert, womit sich die Gefahr für Knochenbrüche erhöht.

Auf der anderen Seite führen besonders Erkrankungen aus dem neurologischen Bereich zu einer erhöhten Sturzgefahr. Beispielsweise beeinträchtigt Parkinson die Gangart eines Bewohners. Zu häufigen Folgen eines Schlaganfalls zählen ein gestörter Gleichgewichtssinn und eine verringerte Muskelkraft. Auch Demenzerkrankte mit Orientierungsschwierigkeiten und Wahrnehmungsstörungen sind akut sturzgefährdet. 

Genauso besteht die Möglichkeit, dass medikamentöse Behandlungsmethoden zu Stürzen und schweren Sturzfolgen führen. Blutverdünner begünstigen Hämatome. Antidepressiva können nach Abnahme des Wirkspiegels Unruhen und Halluzinationen auslösen.

Körperliche Ursachen können die Sturzgefahr also massiv erhöhen. Welche Ursachen im Wohnumfeld steigern das Sturzrisiko?

Extrinsische Sturzgefahren spielen vor allem im ambulanten Bereich eine große Rolle. Hier sollte das Wohnumfeld auf Stolperfallen überprüft werden. Oftmals führen Stufen, Teppiche, Kabel, eine unzureichende Beleuchtung oder ein lockeres Schuhwerk zu Stürzen. In der stationären Pflege werden Pflegeheime barrierefrei ausgestattet, sodass umfeldbezogene Ursachen so gut es geht minimiert werden.

Sie sehen, die Liste für Ursachen und Risiken ist lang und ernst zu nehmend. Schließlich werden ca. zwei Drittel der Menschen, die sich durch einen Sturz eine Oberschenkelhalsfraktur zugezogen haben, bei alltäglichen Aktivitäten des Lebens hilfebedürftig. 1 

Was können Pflegekräfte tun, um Sturzfolgen zu minimieren?

Grams: Pflegefachkräfte haben eine große Verantwortung für ihre Bewohner und sind sich dessen auch bewusst. Deshalb passen Pflegekräfte die Pflegeplanung entsprechend der Krankheitsbilder und des Pflegegrades an. Die Sturzfolgenprophylaxe ist dabei immer ein großes Thema und wird mit dem MDK (Medizinischer Dienst der Krankenversicherung) besprochen. 

Sturzfolgenprophylaxe beginnt schon beim Bereitlegen von Pantoffeln für den nächtlichen Weg zur Toilette. Zum Schutz des Bewohners werden Gänge in Pflegeheimen mit Haltegriffen ausgestattet. Hilfsmittel wie Hüftprotektoren, Rollatoren oder Rollstühle unterstützen dabei, die Sturzgefahr zu verringern. Um Bewohnern auch im Schlafzimmer eine effektive Sturzfolgenprophylaxe zu bieten, haben wir bei Hermann Bock mit der floorline eine eigene Niedrigbetten-Serie eröffnet. Mit dem floorline 15|80 senken wir die Niedrigsthöhe von Pflegebetten um 40%. Das bedeutet, dass wir nicht wie branchenüblich auf 25 cm herunterfahren, sondern auf 15 cm. Denn die Fallgeschwindigkeit aus einer Höhe von 25 cm ist im Vergleich zu 15 cm um fast 30% höher, die Aufprallkraft sogar um 67%.2   Stürze werden also deutlicher abgemildert. Zeitgleich verfolgen wir damit den Ansatz, freiheitsentziehende Maßnahmen zu reduzieren. Wird das Bett dann noch mit einem Bed-Exit-Systemen verbunden, können Pflegekräfte extrem früh reagieren, wenn Bewohner stürzen. 

Sie haben es schon angesprochen: Freiheitsentziehende Maßnahmen sind in der Pflege ein häufig diskutiertes Thema. Wie bewerten Sie den Einsatz von Seitensicherungen zur Sturzfolgenprophylaxe?

Grams: Um den Bewohner zu schützen, wurden zu meiner Zeit als Pfleger deutlich häufiger freiheitsentziehende Maßnahmen durchgeführt als heute. Aktuell stehen weitaus mehr Hilfsmittel zur Sturzfolgenprophylaxe zur Verfügung, wodurch in vielen Fällen auf freiheitsentziehende Maßnahme verzichtet werden kann. Außerdem wird eine freiheitsentziehende Maßnahme durch das Amtsgericht nur noch selten vollzogen. Daher sagen wir, dass kopfseitige Seitensicherungen völlig ausreichen. Sie bieten Schutz und decken >50% der Liegefläche ab. Natürlich gibt es auch Bewohner, die körperlich fit sind, aber den Wunsch nach Seitensicherungen verspüren, weil sie sich damit einfach sicherer fühlen.

Aus meiner Sicht geht der Weg aber dahin, dass weniger Seitensicherungen eingesetzt werden, da Niederflurbetten für ausreichend Sicherheit sorgen.

Für wen ist so ein Niedrigbett geeignet?

Grams: Niedrigbetten sind speziell für Personen mit akuter Sturzgefahr geeignet. Daher auch für demenziell erkrankte Menschen, die aufgrund ihres gestörten Tag- und Nacht Rhythmus und ausgelösten Ängsten fluchtartig das Bett verlassen. Die Niedrigposition von 15 cm wird durch die Pflegefachkraft in der Pflegeplanung dokumentiert und als Sturzfolgenprophylaxe angewendet. In der Nacht hat der Bewohner jederzeit die Möglichkeit, das Bett auf seine perfekte Ausstiegsposition zu verfahren, um beispielsweise zur Toilette zu gehen. Pflegekräfte können Niedrigbetten alternativ zur vorbeugende Pflege einsetzen, wodurch das floorline 15|80 eine langfristige und sichere Investition mit vielfältigen Einsatzmöglichkeiten darstellt.

In welchen weiteren Aspekten unterstützen Niedrigbetten die Pflege?

Grams:Das floorline 15|80 ist weit auf 80 cm hochfahrbar und weit auf 15 cm absenkbar. Es gibt der Pflegekraft eine bessere Möglichkeit, bei sturzgefährdeten Bewohnern sofort zu agieren, entlastet aber auch physisch durch rückenschonendes, kinästhetisches Arbeiten auf idealer Pflegehöhe. Am Ende des Tages müssen Niedrigbetten über eine umfassende Standardausstattung verfügen, die der Pflegekraft mehr Zeit für eine persönliche Zuwendung aufbringen lässt. Dazu zählen zum Beispiel eine integrierte Bett- und Seitensicherungsverlängerung für eine schnelle Anpassung an verschiedene Körpergrößen, große Doppellaufrollen für ein einfaches Manövrieren und vielfältige Verstellmöglichkeiten für einen optimalen Liege-Komfort.

Wie sind Niedrigbetten aus der Sicht des Bewohners zu bewerten?

Grams:Das Pflegebett ist ein zentrales Hilfsmittel in der Altenpflege. Gerade ältere Personen schlafen gerne tagsüber nach dem Mittagessen oder nutzen ihr Bett als Rückzugsort. Es trägt also massiv zur Lebensqualität bei. Ängstliche Bewohner liegen sicherer, da Sie den Fußboden ertasten können und somit wissen, dass die Fallhöhe gering ist. Das gibt eine enorme Sicherheit. Durch den Verlust von Ängsten erfahren Bewohner mehr Selbstbestimmung und eine deutliche psychische Entlastung. Die Reduktion von Stürzen und Sturzfolgen verbessert das Wohlbefinden des Bewohners und vereinfacht das Miteinander am Pflegebett deutlich.

In der neuen Pflege-TÜV-Reform ist verankert, wie wichtig Sturzfolgenprophylaxe ist. Daher haben Niedrigbetten einen sehr hohen Stellenwert in der Pflege.

Sie wollen mehr über das floorline 15|80 erfahren? Dann besuchen Sie www.bock-floorline.de.

 

Paul Grams

Pflegefachkraft

Pflegeberater nach §7a SGB XI, Case Manager (DGCC)

Senior Consultant für Pflegeprozesse und –technik bei der Hermann Bock GmbH

 

1 Quelle: Konnopka A, Jerusel, N, König, HH (2009). The Health and Economic Consequences of Osteopenia and Osteoporosis Attributable Hip Fractures in Germany –Estimation for 2002 and Projection until 2050 (in press).

2 Quelle: Dr. George Zaphir (2014). Studie: Lowest Heights of Floor Level Beds: Fall Velocity

and Impact Force Analysis and Resulting Injuries.


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